Außerfamiliäre Hofübergabe: Eine Chance für die Liebe und den Betrieb?

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Ob die außerfamiläre Hofübergabe eine Chance für Liebe und Betrieb ist klären wir hier⬇️

In der Landwirtschaft ist die Hofnachfolge die vielleicht emotionalste und wichtigste Entscheidung eines ganzen Lebens. Doch was passiert, wenn in der eigenen Familie kein Nachfolger bereitsteht? Viele Landwirte stehen vor der schmerzhaften Frage, ob ihr Lebenswerk mit ihnen endet. Gleichzeitig suchen viele junge, gut ausgebildete Menschen händeringend nach einem eigenen Betrieb, um ihre Existenzgründung in der Landwirtschaft zu verwirklichen. Hier entsteht eine Chance: die  außerfamiliäre Hofübergabe.

Doch dieser Weg ist weit mehr als nur eine geschäftliche Transaktion. Er kann eine einzigartige Möglichkeit sein, nicht nur die Zukunft des Hofes zu sichern, sondern auch einen Partner zu finden, der die gleichen Träume und Werte teilt. Es ist die Chance, dass sich zwei Menschen auf Augenhöhe begegnen, die bewusst „Ja“ zueinander und zu einem gemeinsamen Lebensprojekt sagen – fast wie in einer Ehe.  

1. Der Neubeginn: Warum eine Übergabe an Fremde eine Chance ist

Eine Hofübergabe innerhalb der Familie ist oft von alten Konflikten und festgefahrenen Mustern geprägt. Die  außerfamiliäre Hofübergabe bietet die einzigartige Möglichkeit eines kompletten Neubeginns.

  • Eine bewusste Entscheidung: Anders als bei einer familiären Verpflichtung wählen sich hier zwei Parteien aktiv aus. Der Hofabgeber kann sich seinen Wunschnachfolger suchen, und der Übernehmer entscheidet sich bewusst für einen bestimmten Hof und dessen Philosophie.  
  • Keine Altlasten: Es gibt kein Vermächtnis alter Familienstreitigkeiten. Die Kommunikation beginnt auf einer neutralen, professionellen Ebene und kann sich zu einer tiefen persönlichen und partnerschaftlichen Verbindung entwickeln.
  • Innovation trifft auf Erfahrung: Ein Quereinsteiger in der Landwirtschaft bringt oft neue Ideen und eine frische Perspektive mit, während der erfahrene Landwirt sein unschätzbares Wissen weitergeben kann.

2. Zwei Seiten, ein Traum: Wer sucht und wer gefunden wird

Die außerfamiliäre Hofübergabe bringt zwei Gruppen von Menschen zusammen, die sich im normalen Leben vielleicht nie begegnet wären.

  • Der Hofabgeber: Ein erfahrener Landwirt ohne Hofnachfolge, der sein Lebenswerk in gute Hände geben möchte. Es geht ihm oft nicht um den maximalen Verkaufserlös, sondern um den Erhalt des Hofes und vielleicht sogar einer bestimmten Wirtschaftsweise (z.B. Bio-Landbau). Er sucht jemanden mit Leidenschaft, Kompetenz und einer Vision.  
  • Der Hofübernehmer: Oft ein junger, top ausgebildeter Landwirt oder eine Landwirtin ohne eigenen Betrieb. Diese Quereinsteiger bringen Fachwissen und enormen Tatendrang mit, um ihre Existenzgründung in der Landwirtschaft zu realisieren. Viele von ihnen sind ebenfalls Single und suchen einen Lebensmittelpunkt, an dem sie beruflich und privat ankommen können.

3. Der Prozess: Mehr als ein Kauf – ein gemeinsamer Weg

Eine außerfamiliäre Hofübergabe ist kein schneller Verkauf, sondern ein sorgfältig geplanter Prozess, der oft mehrere Phasen durchläuft.  

  • Die Kennenlernphase: Oft beginnt die Zusammenarbeit mit einem befristeten Arbeitsverhältnis. Diese Zeit ist entscheidend, um herauszufinden, ob die Chemie stimmt – sowohl menschlich als auch fachlich. Funktioniert das Miteinander im   Hofalltag? Teilt man die gleiche Vision für den Betrieb?
  • Die Kooperationsphase: Wenn das Kennenlernen erfolgreich war, kann eine gemeinsame Gesellschaft (z.B. eine GbR) gegründet werden, um den Betrieb bis zur endgültigen Übergabe gemeinsam zu führen.  
  • Die endgültige Übergabe: Am Ende steht der Hofübergabevertrag, der alle finanziellen und rechtlichen Aspekte wie den Kaufpreis, das Altenteil für die Übergeber und das Wohnrecht regelt.  

4. Die Chance für die Liebe: Wenn Lebenspläne verschmelzen

Genau in diesem langen und intensiven Prozess des Kennenlernens liegt die verborgene Chance für die Liebe. Eine Hofübergabe erfordert ein Höchstmaß an Vertrauen, gemeinsamer Planung und offener Kommunikation über die wichtigsten Lebensfragen. Man lernt sich in Stresssituationen kennen, teilt Erfolge und meistert gemeinsam Herausforderungen.

Die Suche nach einem Hofnachfolger und die Partnersuche auf dem Land haben die gleiche Grundlage: Man sucht einen Menschen, mit dem man eine gemeinsame Zukunft aufbauen kann. Ein gemeinsames Projekt wie die Weiterführung eines Hofes ist das stärkste Fundament, das eine Partnerschaft haben kann.

Fazit: Die außerfamiliäre Hofübergabe ist eine mutige und moderne Antwort auf eine der größten Herausforderungen der Landwirtschaft. Sie ist eine Chance für den Fortbestand wertvoller Betriebe und eine Chance für Menschen, die ihre Leidenschaft zum Beruf machen wollen. Und vielleicht ist sie auch die unerwartete Chance, nicht nur einen Hof, sondern auch den Partner fürs Leben zu finden.

Für einen umfassenden Überblick über alle Aspekte der Partnersuche lesen Sie unseren [ultimativen Guide zur Partnersuche für Landwirte]


Häufig gestellte Fragen (FAQs) Außerfamiliäre Hofübergabe

Es gibt spezialisierte Plattformen und Beratungsstellen, die bei der Suche nach einem Hof ohne Nachfolger helfen. Anlaufstellen wie hofsuchtbauer.de oder die von der Kleinbauern-Vereinigung vermitteln gezielt zwischen abgebenden Landwirten und suchenden Existenzgründern. Auch die Landwirtschaftskammern und landwirtschaftliche Verbände sind gute Ansprechpartner.
Die Voraussetzungen für eine außerfamiliäre Hofübergabe sind vielschichtig. Als Übernehmer benötigen Sie eine fundierte landwirtschaftliche Ausbildung und praktische Erfahrung. Entscheidend sind zudem ein tragfähiges Betriebskonzept und ausreichend Eigenkapital. Für den Hofabgeber sind die wichtigsten Voraussetzungen die Klärung der eigenen finanziellen Absicherung im Alter (Altenteil) und die Regelung der Abfindung für eventuelle Erben.
Ja, als Quereinsteiger in der Landwirtschaft einen Hof zu übernehmen, ist ein realistischer Weg, erfordert aber eine exzellente Vorbereitung. Neben der fachlichen Qualifikation sind betriebswirtschaftliches Wissen und ein solider Finanzplan unerlässlich. Die außerfamiliäre Hofübergabe ist oft die einzige Möglichkeit für Quereinsteiger, da der Kauf eines kompletten Betriebs auf dem freien Markt kaum finanzierbar ist.
Die Kosten einer Hofübernahme sind sehr individuell. Bei einer außerfamiliären Hofübergabe wird oft ein Kaufpreis vereinbart, der sich am faireren Ertragswert orientiert, nicht am hohen Verkehrswert, um die Existenz des Betriebs zu sichern. Hinzu kommen die Kosten für das Altenteil der Übergeber und eventuelle Abfindungen für Geschwister. Eine solide Finanzierungsberatung ist daher unerlässlich.
Hilfe und Beratung für eine Hofübergabe sind entscheidend für den Erfolg. Die Landwirtschaftskammern, landwirtschaftliche Beratungsdienste und spezialisierte Mediatoren bieten umfassende Unterstützung an. Sie helfen bei der Erstellung von Verträgen, der Klärung finanzieller Fragen und können bei Generationskonflikten neutral vermitteln.
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Tommy Honold Redakteur
Tommy Honold Vom Küchenmeister zum DatingExperte & Entrepreneur