Der Beruf des Ingenieurs/in für Landschaftsökologie/Naturschutz

Landschaftsökologen kommen immer dann zum Einsatz, wenn es Fragestellungen zum Naturhaushalt gibt. Soll beispielsweise ein Moor wiedervernässt werden, wirkt sich das an verschiedenen Stellen aus. Um die Folgen abschätzen zu können, untersucht der/die Ingenieur/in für Landschaftsökologie und Naturschutz je nach Fragestellung Arten, Lebensräume und Elemente des Naturhaushaltes wie Klima, Luft, Boden und Wasser. Wir leben in Zeiten rascher und fortlaufend globaler Veränderungen, die es mittels landschaftökologischer Konzepte abzuschwächen gilt. Landschaftsökologen denken lokal und international. Du verlierst nie den Blick für das große Ganze und kannst Dir diese ökologischen Fragestellungen vorstellen? Dann bist du hier genau richtig!

Was ist Landschaftsökologie? Was macht Naturschutz aus?

Die Themengebiete der Landschaftsökologie und dem Naturschutz gestalten sich sehr vielseitig und breit. Die Landschaftsökologie umfasst alle ökologischen Probleme, die sich mit Raumbezug bearbeiten lassen. Landschaft wird als eine objektive räumlich-funktionale Ganzheit gesehen, die aus einem Wirkungsgefüge verschiedenster Naturgüter besteht. Eine Abgrenzung zu anderen Fachgebieten (Geografie, Bodenkunde u.v.m.) ist weder scharf noch erwünscht. Die Landschaftsökologie lebt davon, fachübergreifend zu wirken. Während der Umweltschutz sektoral organisiert ist, überblickt die Landschaftsökologie das Zusammenwirken verschiedenster Naturgüter.

Wer ausgiebig recherchiert, stößt auf unterschiedliche Definitionen der Landschaftsökologie. Es stehen sich die amerikanische und eine europäische Begriffserklärung gegenüber. Geht es nach den Nordamerikanern, ist die Landschaftsökologie ein Untergebiet der Ökologie und damit der Biologie. Ohne einen Maßstab zu betrachten, werden die Interaktionen zwischen räumlichen Mustern und ökologischen Prozessen untersucht.
In Europa wird die Landschaftsökologie eher der Geografie zugeordnet. Hier liegt die gesamtheitliche Betrachtungsweise im Fokus. Innerhalb eines großräumigen, gegebenen Ausschnitts der Erdoberfläche, der sogenannten Landschaft, wird das Wirkungsgefüge aus Raum, Zeit und Funktion zwischen den dortigen Organismen und ihrer Umwelt erforscht. Äußerlich erscheinen die Interaktionen aus Umwelt und Lebensgemeinschaften in räumlichen Verbreitungsmustern (Landscape Mosaic, Landscape Pattern). Der Mensch wird als Teil der Landschaft interpretiert. So kann beispielsweise eine von Menschen angelegte Streuobstwiese (Kulturlandschaft) ebenso Teil einer Landschaft sein wie ein natürlicher Bachlauf.

Der Naturschutz kann als angewandtes Fachgebiet der Landschaftsökologie gesehen werden. Das Bundesnaturschutzgesetz gibt vor, dass Natur und Landschaft aufgrund ihres Eigenwertes und als Lebensgrundlage des Menschen schützenswert sind. Naturschutz ist somit nicht nur Aufgabe von Privatpersonen, sondern ein öffentliches Ziel. Der Naturhaushalt besteht aus belebten (biotisch) und unbelebten (abiotisch) Elementen, die untereinander interagieren. Abiotische Faktoren sind: Böden, Gewässer, Meere, Klima, Luft, Biotope und Landschaftsbild. Die biotischen Faktoren bilden Pflanzen und Tiere. Jedes Element gilt es zu schützen, damit es zu einem intakten Naturhaushalt beitragen kann.

Inhalt des Studiums

Voraussetzung für ein FH-Studium ist die Fachhochschulreife, für ein Universitätsstudium eine allgemeine und fachgebundene Hochschulreife.

Während des Studiums lernen die Studierenden grundlegende landschaftsökologische Komponenten (abiotische und biotische Faktoren) kennen. Sie wissen Aspekte der Landschaftsökologie anzuwenden und sind mit den rechtlichen, ökonomischen und politischen Rahmenbedingungen des Naturschutzes vertraut. Sie erkennen, wie Landschaften entstehen und wie der Mensch Landschaften beeinflusst. Vorlesungen, Seminare und praktische Übungen vermitteln wissenschaftliches Arbeiten. Das Mitwirken an Projekten und das Absolvieren von Praktika und Exkursionen runden das Studium ab. Artenkenntnis erlangen die Studierenden auf Feldkursen. Vor allem das Studium an Fachhochschulen ist sehr praxisorientiert und beinhaltet teils ein oder mehrere Praxisphasen.

Zugang zur Tätigkeit

Wer eine Tätigkeit als Ingenieur/in für Landschaftsökologie und Naturschutz aufnehmen will, muss mindestens ein grundständiges Studium der Studiengänge Landschaftsökologie, Naturschutz und Landnutzungsplanung, Naturschutz und Landschaftsplanung, Agrarbiologie oder Ökologie und Umweltschutz nachweisen können.

Aufgaben und Tätigkeiten als Ingenieur/in für Landschaftsökologie und Naturschutz

Bei diesem Beruf handelt es sich um ein Hochschulberuf. FH- und Uni-Studenten benötigen insgesamt vier bis sechs Jahre für das grundständige (Bachelor)- und Aufbaustudium (Master). Im Anschluss daran können Sie sich auf eine Stelle bewerben.

Ein/e Ingenieur/in für Landschaftsökologie und Naturschutz nutzt wissenschaftliche und planungsmethodische Grundlagen für die gesetzlichen Aufgaben des Naturschutzes und der Umweltplanung. Ziel aller Planungen sind der Leistungs- und Funktionserhalt des Naturhaushaltes einer Landschaft. Der Schutz der biologischen Vielfalt (Diversität) hat oberste Priorität. Ländliche Räume bedürfen nachhaltige und schonende Entwicklung. Eingriffe der Menschen müssen gründlich abgewogen werden. Zu den Aufgaben gehören die Erfassung, Abschätzung, Bewertung und Darstellung von Ist-Zuständen. Abläufe, Einflüsse, Risiken und Entwicklungen eines Naturraumes müssen ebenso dokumentiert werden. Die Planung und das Management der Räume kann auf unterschiedlicher Größenskala erfolgen, lokal bis zur großräumigen Region. Die Betrachtung und Aufarbeitung erfolgt durch Geoinformationssysteme (GIS) gestützt am Rechner.

Konkret erarbeiten Ingenieure und Ingenieurinnen für Landschaftsökologie und Naturschutz Konzepte zur Landschaftsökologie oder fertigen Nutzungs- und Siedlungsentwicklungspläne an. Diese Konzepte zielen auf land- und forstwirtschaftlich genutzte Flächen als auch auf Schutzgebiete ab. Umweltverträglichkeitsprüfungen gehören ebenso zur Aufgabe, wie Messungen und geowissenschaftliche Erkundungen bei Bauvorhaben. Die Kartierung und Bewertung innerhalb von Kulturlandschaften und die Kontrolle von Biotop- und Naturschutzmaßnahmen sind nur eine kleine Auswahl des Aufgabenspektrums. Als Landschaftsökologe kannst Du auch ein IT-Spezialist im Bereich der Geoinformationssysteme werden. So kommen numerische Modellbildungen zur Ableitung von Szenarien, wie beispielsweise das Berechnen des Lawinenpotenzials in den Alpen, zum Einsatz. Unterstützt wird der GIS-Einsatz durch digitale Bildbearbeitung beim Naturschutzmonitoring.
Selbst im Tourismus finden Ingenieure für Landschaftsökologie und Naturschutz Anwendung, wann immer nach naturverträglichen Problemlösungen gesucht wird. Oder wie wäre es mit einer Dozententätigkeit im Bereich der Umweltbildung? Für all diese vielseitigen Tätigkeiten kommst Du nach Deinem Studium infrage.

Warum Du Ingenieur/in für Landschaftsökologie und Naturschutz werden solltest:

  • Natur und Umwelt liegen Dir am Herzen
  • Du kennst viele Pflanzen- und Tierarten
  • Wissenschaftliches Arbeiten und praxisorientierte Lösungsfindung fällt Dir leicht
  • Dein Blick geht über nationale Grenzen hinaus
  • Du magst interdisziplinäre Kommunikation und Flexibilität im Berufsleben
  • Du arbeitest gerne im Freien und wertest Informationen am PC aus
  • Du scheust Dich nicht vor Interessenskonflikten und Entscheidungen
  • Du begleitest gerne Projekte von Anfang an

Arbeitsfelder und mögliche Arbeitgeber

Die Tätigkeitsfelder der Ingenieure für Landschaftsökologie und Naturschutz sind sehr vielseitig. Hier haben wir die wichtigsten für Dich zusammengefasst:

  • Forschung
  • Boden- und Gewässerschutz
  • Naturschutz- und Landschaftsplanung
  • Schutzgebietsmanagement
  • Wald, Jagd und Holz
  • Klima und Luftreinhaltung
  • Entwicklungszusammenarbeit
  • Renaturierung von Ökosystemen
  • Öffentlichkeitsarbeit
  • Umweltbildung

So umfangreich wie die möglichen Tätigkeitsbereiche sind auch die infrage kommenden Arbeitgeber. Vergiss nicht, dass Du Dich auch selbständig machen kannst. Hier eine kleine Auswahl an möglichen Arbeitgebern:

  • Universitäten und Forschungseinrichtungen
  • Öffentliche Verwaltung (Naturschutz- und Landnutzungsbehörden, Umwelt-, Land-, Forst-, Wasser- und Grünflächenamt)
  • Private Planungs- und Architekturbüros
  • Biologische Stationen, Schutzstationen
  • Garten- und Landschaftsbau
  • Schutzgebietsverwaltung, wie Biosphärenreservaten und Großschutzgebieten
  • NGOs, Stiftungen, Interessenverbände
  • Wirtschaftsunternehmen (Luftbildauswertung in GIS, Ver- und Entsorgung)
  • Museen, Botanische Gärten
  • Einrichtungen zur Umweltbildung und Umweltpolitik
  • Entwicklungshilfe mit Naturschutzorientierung

Arbeitszeiten als Ingenieur/in für Landschaftsökologie und Naturschutz

Ingenieure der Landschaftsökologie und Naturschutz haben fast immer geregelte Arbeitszeiten, wenn sie innerhalb der Verwaltung arbeiten. Eine generell geltende Aussage zu den Arbeitszeiten lässt sich nicht treffen, da die Arbeitsfelder zu vielseitig sind. Eine ungestörte Begehung und Kartierung von Freilandflächen ist oftmals abhängig von der Witterung oder nur möglich, wenn Maschinen auf Siedlungsflächen und Baustellen stillstehen. Bei der Arbeit in Wirtschaftsunternehmen sind Angestellte häufig unterwegs und Interessenverbände und Naturschutzstiftungen öffnen auch an Wochenenden ihre Türen für Besucher.

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